Institut Ramon LLull

Das Projekt Bestiari von Carlos Casas und Filipa Ramos gewinnt das Auswahlverfahren des Instituts Ramon Llull für die Teilnahme an der 60. Kunstbiennale von Venedig.

Kunst.  01/09/2023

Die 60. Internationalen Kunstausstellung Biennale di Venezia findet vom 20. April bis zum 24. November 2024 statt und wird kuratiert von Adriano Pedrosa, der als Motto „Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere“ gewählt hat.




Das Projekt Bestiari des Künstlers Carlos Casas und der Kuratorin Filipa Ramos wurde in dem vom Institut Ramon Llull organisierten Auswahlverfahren als Vertreter der katalanischen Kultur am Rahmenprogramm Eventi Collaterali der 60. Biennale in Venedig auserkoren. Aus einem zeitgenössischen Blickwinkel, der aus verschiedenen Perspektiven über Ökologie und die Intelligenz der Natur spricht, ist Bestiari eine Hommage an den mittelalterlichen Klassiker Disputa de l’ase, der zwischen 1417 und 1418 von dem mallorquinischen Autor Anselm Turmeda (1355-1423) geschrieben wurde, der zusammen mit Ramon Llull als Begründer der katalanischen Literatur gilt. Bestiari feiert die Naturlandschaften Kataloniens und erforscht das Leben und die Erinnerung, die Beziehungen zwischen den Räumen, den Erhalt der Natur und das kreative Schaffen.

Das Projekt in Form einer audiovisuellen Ausstellung lässt die Besucher in einen Zyklus von Bildern und Klängen der Natur eintauchen, die in verschiedenen Naturparks in Katalonien aufgenommen wurden. Bestiari wird auch ein öffentliches Forschungsprogramm unter der Leitung von Pol Capdevila, Dozent an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universitat Pompeu Fabra (Barcelona), durchführen, das einen Dialog mit der lokalen und internationalen Gemeinschaft herstellt, die sich für eine neue Wahrnehmung von Natur und Tieren einsetzt.

Der Sachverständigenausschuss, der den Gewinner-Vorschlag ausgewählt hat, setzt sich aus Fachleuten zusammen, die über eine breite und international anerkannte Erfolgsbilanz verfügen. Den Vorsitz führte Elvira Dyangani Ose, Direktorin des Museum für zeitgenössische Kunst Barcelona (MACBA), die weiteren Mitglieder waren Marko Daniel, Direktor der Stiftung Joan Miró (Barcelona), Ruth Estévez, Direktorin und Chefkuratorin der Amante Foundation, New York, und Ko-Kuratorin der 34. Biennale von São Paulo, Oriol Fontdevila, Researcher und Dozent, Kurator der katalanischen Ausstellung auf der Biennale in Venedig 2022, Ingrid Guardiola, Direktorin des Zentrums für zeitgenössische Kunst Bòlit in Girona und Andrea Lissoni, künstlerischer Leiter am Haus der Kunst in München.

Das Komitee erklärte: „Das Projekt Bestiari des Künstlers Carlos Casas und der Kuratorin Filipa Ramos wurde ausgewählt, um die katalanische Kultur auf der kommenden Biennale in Venedig zu präsentieren, und zwar in einer der erfolgreichsten Ausschreibungen seit Beginn der katalanischen Beteiligung. Das Projekt, das sich auf einen der schönsten Texte der katalanischen Literatur des 15. Jahrhunderts bezieht, ist eine Einladung, in die Klangwelten einzutauchen, die von den katalanischen Naturparks in zeitlicher Synchronität ausgehen. Bestiari ist eine Allegorie auf zeitgenössische Welten, die aus der Verdrängung des Anthropozentrismus und des Okularzentrismus hervorgehen, und zeigt auf, was Begriffe wie Staatsbürgerschaft und Zugehörigkeit aus einer artenübergreifenden Perspektive bedeuten können.”

Der künstlerische Leiter der Biennale Venedig 2024 Adriano Pedrosa hat als Thema der Ausgabe Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere (Überall Ausländer) gewählt. Für den brasilianischen Kurator, der auch künstlerischer Leiter des Kunstmuseums in São Paulo ist, hat dieses Motto eine doppelte Bedeutung: „Zum einen bezieht es sich darauf, dass man quasi überall auf Ausländer trifft: sie/wir sind überall. Zweitens, dass man, egal wo man sich befindet, immer, wirklich und tief im Inneren ein Fremder ist.“ Carlos Casas zufolge „nähert sich Bestiari den Kontext Natur den Überlegungen von Pedrosa und fügt das Konzept der Arten in die künstlerische und kuratorische Untersuchung der Bedeutung von Foreigners Everywhere hinzu.“

Das Auswahlverfahren, das im Juni vom Institut Ramon Llull eröffnet wurde, war mit 29 eingereichten Projekten eines der Verfahren mit den meisten Bewerbungen der vergangenen Jahre. Wie bei früheren Ausgaben wird das IRL den Biennale-Kuratoren den Siegerentwurf vorlegen. Diese werden in den kommenden Monaten bekannt geben, ob Bestiari in das Rahmenprogramm Eventi Collaterali aufgenommen wird.

Das IRL produziert und organisiert seit 2009 die Teilnahme der katalanischen Kultur an den Eventi Collaterali de la Biennal d'Art de Venècia. Es ist das achte Mal, dass ein Projekt vorgeschlagen wird, und bisher haben alle Vorschläge die Zustimmung des Kuratoriums dieser bedeutenden internationalen Kunstausstellung erhalten.


Filipa Ramos (Lissabon) hat einen Doktortitel in Philosophin und beschäftigt sich als Kuratorin mit der Frage, wie Kultur mit Ökologie umgeht und wie zeitgenössische Kunst die Beziehung zwischen Natur und Technologie fördert. Sie setzt ihre Projekte in Ausstellungen, Texten, Konferenzen und Publikationen um. Sie war Direktorin für zeitgenössische Kunst der Stadt Porto. 2022 kuratierte sie die 8. Gherdëina Biennale (Personas Persons), und 2021 war sie gemeinsam mit Andrés Jaque, Lucia Pietroiusti, Marina Otero Verzier und Mi You Ko-Kuratorin der 13. Shanghai Biennale (Bodies of Water). Sie war 2012 und 2017 auf der Documenta in Kassel vertreten. Sie ist Kuratorin von Arte Basel Film und Gründerin von Vdrome, einer Plattform für Film und Kunst. Zusammen mit Lucia Pietroiusti ist sie Mitbegründerin und Koordinatorin des Kunst-, Geistes- und Wissenschaftsfestivals The Shape of a Circle in the Mind of a Fish (seit 2018). 2021 war sie zusammen mit Chus Martínez Co-Kuratorin der Gruppenausstellung „Feet of Clay“ in der Galeria Municipal do Porto. Zuvor war sie Kuratorin der Ausstellung „Animalesque“ im Bildmuseet in Umeå (Schweden) und im Baltic Centre for Contemporary Art in Gateshead (Vereinigtes Königreich). Sie war Chefredakteurin von art-agenda für e-flow (2013-20) und Mitherausgeberin von Manifesta Journal (2009-11). Ihr nächstes Buch mit dem Titel The Artist as Ecologist erscheint 2024 bei Lund Humphries. Sie unterrichtet im Masterstudiengang am Institut Kunst der Fachhochschule Nordwestschweiz, Basel, wo sie die Seminare zu Kunst und Natur leitet.

Carlos Casas (Barcelona, 1974) ist Filmemacher und Künstler und arbeitet in den Bereichen Film, Ton und visuelle Kunst. Seine Werke wurden auf internationalen Ausstellungen wie der Biennale von Venedig, der Shanghai Biennale, der Bangkok Biennale und der Istanbul Biennale präsentiert. Seine Filme wurden auf Festivals in der ganzen Welt gezeigt und ausgezeichnet, darunter die Filmfestspiele von Venedig, das Internationale Filmfestival von Rotterdam, das Internationale Filmfestival von Buenos Aires, das Internationale Filmfestival von Mexiko, CPH DOX Kopenhagen und FID Marseille. Retrospektiven seiner Filme wurden auf internationalen Filmfestivals und in Programmkinos in Madrid, Mexiko und Brüssel gezeigt. Seine Arbeiten waren bereits in internationalen Kunstforen und -galerien wie der Tate Modern in London, der Fondation Cartier, dem Palais de Tokyo, dem Centre Pompidou in Paris, dem NTU CCA in Singapur, dem Hangar Bicocca, der Triennale de Milà, dem CCCB Barcelona, dem Matadero Madrid, dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía Madrid, dem MAAT Lissabon, dem GAM in Turin, dem Bozar und dem Kunstenfestivaldesarts in Brüssel zu sehen. Er arbeitet mit der Galerie Àngels Barcelona zusammen und ist derzeit Programmdirektor von Fabrica, einem Researchzentrum in der Nähe von Venedig.

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