Die 61st International Art Exhibition of La Biennale di Venezia wird vom 9. Mai bis zum 22. November 2026 unter dem Motto In Minor Keys stattfinden, das von der verstorbenen kamerunisch-schweizerischen Kuratorin Koyo Kouoh stammt. Paper Tears, ein Werk der Künstlerin Claudia Pagès Rabal aus Barcelona, das von Elise Lammer kuratiert wurde, ist für die Teilnahme der katalanischen Kultur an den Eventi Collaterali der Biennale ausgewählt wurden, die vom Institut Ramon Llull organisiert wird.
Das Konzept der Dualität, ein entscheidender Aspekt, mit dem sich Claudia Pagès Rabals immer wieder auseinandersetzt, wird in diesem Projekt durch die reiche Geschichte der Wasserzeichen erforscht, die während des Papierherstellungsprozesses und seines Übergangs von hartem Wasser zu Salzwasser entstehen. Dabei werden neue Verbindungen zwischen dem Sichtbaren und dem, was unter der Oberfläche liegt, geschaffen.
Die katalanische Künstlerin den Fokus auf Wasserzeichen gelegt, die sie auf Schriftstücken entdeckt hat, die im Papiermühlen-Museum Museu Molí Paperer de Capellades aufbewahrt werden und bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen und aus Norditalien und Spanien stammen. Ihr Vorschlag setzt dieses reiche Archiv historischer Filigrane, die durch die Formgebung eines Silber- oder Kupferdrahtes entstehen, der auf die Seide der Form oder des Papiers für die Papierherstellung genäht wird, in Spannung zu einer Sammlung eigener Zeichnungen, die von Original-Wasserzeichen stammen, die der Künstler vergrößert und in Projektionen animiert. Diese Zeichnungen werden von einer Tonkomposition und einem Video begleitet.
Paper Tears steht in einer Linie mit der Vision der Kuratorin Koyo Kouoh, indem es eine vielschichtige Installation schafft, die sich buchstäblich und metaphorisch auf die „Moll-Tonarten“ in Form von Schatten, Licht und Erzählungen einstellt.
Auswahlverfahren
Das Projekt, das die katalanische Kultur auf der Kunstbiennale von Venedig präsentiert, wurde in einem vom Institut Ramon Llull organisierten Auswahlverfahren von einer Expertenjury ausgewählt. Den Vorsitz der diesjährigen Jury hatte Pepe Serra, Direktor des Kunstmuseums von Katalonien (MNAC). Beisitzerinnen waren Cristina Anglada, unabhängige Kuratorin und Kulturmanagerin, Ko-Kuratorin der Sektion Opening der ARCOmadrid 2023-2024 und 2024-202, María Berríos, Direktorin für Konservierung und Forschung am MACBA, Amanda de la Garza, stellv. künstlerische Leiterin am Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid, ehemalige Generaldirektorin für visuelle Künste und das Universitäsmuseum für zeitgenössische Kunst (MUAC) der UNAM (México), Chus Martínez, Direktorin am Institut Arte Gender Nature (IAGN) an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Basel, künstlerische Leiterin der 36. Ausgabe der Ljubljana Biennale of Graphic Arts, Filipa Ramos, Dozentin am Institut Arte Gender Nature (IAGN, FHNW Basel) und künstlerische Leiterin des Loop Festivals, Kuratorin des Projekts „Catalonia in Venice | BESTIARI | Carlos Casas“ auf der Kunstbiennale Venedig 2024, und Eva Sòria, Direktorin für den Kulturbereich im Kulturinstitut von Barcelona (Stadtverwaltung Barcelona).
Die Jury ist der Ansicht, dass „die Geschichte des Papiers, die mit dem Wasser und den jüdischen und muslimischen Gemeinschaften verbunden ist, in unserer Gegenwart widerhallt. Die Geschichte Kataloniens im 15. Jahrhundert ist in der Gegenwart zu spüren. Gleichzeitig versteht das Projekt das von Koyo Kouoh skizzierte Motto -In Minor Keys- und macht es sich zu eigen. Die persönlichen und indirekten Methoden einer künstlerischen Sprache, die ‚ohne Lärm‘ der sozialen und politischen Substanz auf eloquente, aber nicht vorschreibende Weise auf den Grund geht.“ Darüber hinaus erklärt die Jury, dass „es sich um ein Projekt von großer Qualität handelt, von dem wir sicher sind, dass es ein breites Publikum erreichen wird und Künstlerin und ihr Werk einem neuen Publikum erschließen wird.“
Die Jury hob auch die außergewöhnliche Qualität der Projekte der Endrunge hervo: „Wir waren erfreut über die Vitalität, die Schönheit und die Aktualität der Vorschläge und freuen uns, dass die Teilnahme der katalanischen Kultur an der Kunstbiennale von Venedig dieses Niveau an künstlerischer und professioneller Exzellenz hervorbringt.“ Folgende 4 Projekte kamen in die Endrunde: Fulgor, von Rosa Lleó, We are Resonance von Pilar Soler Montes, El món cantarà... en una vibració, von Sonia Fernández Pan und Resonant Body von Renan Laru-an.
Das Institut Ramon Llull organisiert und produziert Catalonia in Venice, den Beitrag der katalanischen Kultur an den Eventi Collaterali der Biennale di Venezia. Katalonien ist seit 2009 auf der Kunstbiennale Venedig und seit 2012 auch auf der Architekturbiennale vertreten.
Claudia Pagès Rabal ist eine in Barcelona lebende bildende Künstlerin, Performerin und Autorin. In ihrer Praxis verwebt Pagès Rabal Worte, Objekte, Musik und Bewegung und produziert visuelle und sprachliche Mittel wie Videoinstallationen, Arbeiten auf Papier und Bücher, in denen Interessenpunkte aus der Linguistik, der Psychoanalyse und den Dekolonialstudien zusammenlaufen.
Ihre Werke wurden unter anderem in folgenden Galerien und Museen ausgestellt: Chisenhale, London (2025), Manifesta 15, Barcelona (2024), IVAM, València (2024), Sculpture Center, Nova York (2024), CA2M, Madrid (2023), Fundació Joan Miró, Barcelona (2023), Tabakalera, San Sebastian (2022), Vleeshal, Middelburg (2022), MACBA, Barcelona, (2022), Kunstverein Braunschweig (2021), Sharjah Art Foundation, Vereinigte Arabische Emirate (2018). Sie wird an der 18. Biennale von Istanbul (2025) teilnehmen und hat zwei kommende Einzelausstellungen im mumok, Wien (2025) und im Index, Stockholm (2025). Ihr erster Roman mit dem Titel Més de dues aigües wurde 2024 auf Katalanisch bei Empúries Narrativa veröffentlicht.
Elise Lammer (geb. in Lausanne, Schweiz) ist die Direktorin von Halle Nord in Genf. Ihr Werk konzentriert sich auf die Rolle des öffentlichen und privaten Raums sowie auf die Konstruktion und den Ausdruck von Identität. In ihrer transdisziplinären Arbeit wählt sie einen generationenübergreifenden und intersektionalen Ansatz, um Erzählungen, die monolithisch und einseitig in die Geschichte integriert wurden, zu hinterfragen und neu zu bewerten, während sie diese Themen aus einer zeitgenössischen Perspektive untersucht.
Als Autorin, Forscherin und Kuratorin hat sie an zahlreichen internationalen Projekten mitgewirkt, unter anderem im Calouste Gulbenkian Museum (Lissabon), mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig (Wien), MACRO (Rom), Schinkel-Pavillon (Berlin), Centre culturel suisse (Paris), MAMCO (Genf), Kunsthaus Glarus (Glarus), MCBA (Musée cantonal des Beaux-Arts) (Lausanne), Istituto Svizzero di Roma (Rom).