Die Einzelausstellung Grounded Frictions von Marc Vilanova ist das Ergebnis seiner Kunstresidenz in dem Museum, während der er akustische Signale aus den Tiefen der Erde erforscht hat, mit Schwerpunkt auf Infraschall: Schwingungen zwischen 0,1 und 20 Hz, die unterhalb des menschlichen Hörbereicjs, liegen, die der Körper aber dennoch wahrnehmen kann. Mit Hilfe von Geophonen, also elektro-mechanischen Wandlern, die Bodenschwingungen in analoge Spannungssignale umwandeln, hat Vilanova die Geräusche unterirdischer Umgebungen in der Nähe aktiver Gasbohrungen im westlichen Pennsylvania eingefangen und in seine Werke integriert.
Die Ausstellung im Museum Mattress Factory in Pittsburgh, die vom Institut Ramon Llull unterstützt wird, ist ab dem 28. März zu sehen.
Marc Vilanovas Werk beschäftigt sich mit dem Zuhören als inkorporiertem Akt, einer Art der Wahrnehmung von Phänomenen, die sich an den Grenzen der menschlichen Wahrnehmung entfalten. Statt Klänge zu komponieren, machen materialisieren seine groß angelegten Installationen nicht wahrnehmbare Klangkräfte in anderen Sinnesbereichen erlebbar und erkunden so neue Möglichkeiten zur Feinabstimmung unserer Verbindung zur Welt.
Herzstück von Grounded Frictions bilden eine Reihe von Lautsprechern, die versuchen, diese Aufnahmen zu reproduzieren. Die Schallwellen aus den Lautsprechern erzeugen zwar keine hörbaren Töne, die Vibrationen verursachen jedoch eine Bewegung durch die hinzugefügten leuchtenden Glasfaserwellen, die eine schwingende Choreographie aus Licht und Bewegung erzeugen. Die Installation lädt Besucherinnen und Besucher ein, innezuhalten, sich im Raum hinzusetzen oder zu bewegen und sich auf die Schwingungskräfte einzulassen, die uns durchdringen, auch wenn wir sie nicht hören. In einem subtilen Verweis auf die industrielle Vergangenheit der Region erkunden zwei weitere Arbeiten mit der materiellen Transformation von Infraschall auf Glas und Stahl.
Indem er wissenschaftliche Instrumente wiederverwendet, setzt sich Vilanova auch mit dem Potenzial auseinander, das sich aus der Spannung zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Methoden der Welterkenntnis ergibt.
Marc Vilanova (Capellades, 1991) ist ein Klang- und Bildkünstler, der in seinen Werken die Konvergenz zwischen Kunst, Wissenschaft, Natur und Technologie erforscht. Mit seiner Kunst, die in der erweiterten Skulptur verwurzelt ist, will er das aktive Anhören von Stimmen fördern, die vom anthropozentrischen Paradigma oft ignoriert oder zum Schweigen gebracht werden. Sein kreativer Ansatz zeichnet sich durch eine Offenheit gegenüber der Welt aus, die Räume des Zuhörens und der Reflexion schafft, die Grenzen des sensorischen Wissens herausfordern und den Zugang zu Wahrnehmungsbereichen jenseits der unmittelbaren menschlichen Empfindung ermöglichen. Vilanova fordert uns auf, ein nicht wahrnehmbares Universum zu erleben, mit dem wir koexistieren, von dem wir aber sehr wenig wissen. Der Künstler lebt und arbeitet derzeit in Barcelona.
Vilanova hat an zahlreichen Ausstellungen und Präsentationen in Kultureinrichtungen, Museen, Festivals und internationalen Biennalen teilgenommen. Zuletzt unter anderem an folgenden: BIENALSUR (Buenos Aires, Argentinien), das Saudi Museum of Contemporary Art (Riyadh, Saudi-Arabien), die Science Gallery (Melbourne, Australien), das Auditorio de Barcelona (Barcelona, Spanien), HILO (São Paulo, Brasilien), Ars Electronica (Linz, Österreich) und Tokyo Wonder Site (Tokio, Japan).
Er hat mehrere Stipendien, Preise und Einladungen zu Künstleraufenthalten erhalten, darunter vom Headlands Center for the Arts Fellowship, San Francisco (2022), vom Bemis Center for Contemporary Art Fellowship, Omaha (2019), den KARA Award, Teheran (2018) und den Tokyo Experimental Festival Promotion Prize (2016).
Die Mattress Factory verbindet Herstellung und Ausstellung von Kunst mit einem internationalen Residenzprogramm und ist bekannt für die auf ihren Ausstellungsraum zugeschnittene Installationskunst. Die in Pittsburghs Northside gelegene Mattress Factory versteht sich als Kunst-Produktionsstätte für Künstler aus der ganzen Welt und aus der lokalen Gemeinschaft, die hier neue Arbeiten entwickeln können.