Die Generaldirektion für kulturelles Erbe des katalanischen Ministeriums für Kultur und das Institut Ramon Llull veranstalten das erste internationalen Residenzprogramm an Orten kultureller Bedeutung mit dem Ziel, den Austausch von Fachleuten und Kulturschaffenden aus den Bereichen Geisteswissenschaften, Wissenschaft und Kunst aus dem In- und Ausland an Kulturerbestätten in Katalonien zu fördern. Die erste Veranstaltung des Projekts findet vom 16. bis 21. Oktober im Archäologischen Museum von Katalonien (MAC) in Empúries statt. Teilnehmerinnen sind die britische Dichterin Alice Oswald, die mallorquinische Sängerin, Komponistin und Performerin Joana Gomila, die katalanische Dichterin Maria Callís und die freie Kunstkuratorin Alexandra Laudo.
Das MAC in Ampurias beherbergt die einzige Ausgrabungsstätte auf der Iberischen Halbinsel, in der sowohl Reste der griechischen Kultur als auch Reste aus der Römerzeit entdeckt wurden. Die Zusammenarbeit mit dem Klassikfestival bietet die Möglichkeit, die Relevanz der Klassik im Bereich des zeitgenössischen Schaffens in einem außergewöhnlichen Rahmen mit internationaler Perspektive zu unterstreichen.
Joana Gomila, Maria Callís und Alexandra Laudo werden gemeinsam ein Werk in Verbindung mit der klassischen Kultur schaffen, das auf Alice Oswalds Gedichtband „Memorial“ aufbaut. „Memorial“ versetzt uns in die Atmosphäre der „Ilias“, mit Allegorien, die sich auf die Figuren und die Natur beziehen. Die katalanische Übersetzung von Jaume Coll wurde mit dem 16. Jordi-Domènech-Preis für Lyrikübersetzung ausgezeichnet.
Im Rahmen dieses ersten Residenzprogramms haben die zu Oswalds Werk arbeitenden Künstlerinnen direkten Kontakt zu der Autorin und können sich austauschen. Das Treffen soll dazu beitragen, die Adaption, an denen sie arbeiten, zu nuancieren und zu bereichern, sowie die Aktualität der Klassiker aus verschiedenen Perspektiven und Disziplinen zu überprüfen und den Dialog über Adaptionen zu fördern. Gleichzeit wird das Archäologische Museum von Katalonien in Empúries als künstlerische Stätte vorgestellt.
El resultat d’aquesta estada creativa es podrà veure el proper 23 de novembre, en el marc del Festival Clàssics, en una actuació a La Capella que duu per títol Com les fulles... Alexandra Laudo ens proposarà una relectura performativa del poema “Memorial”. Mitjançant un relat constel·latiu i fragmentari, compartirà reflexions sorgides de la lectura del poemari. La seva autora el descriu com una traducció de la “Ilíada” que presenta el poema grec com un cementiri oral. Laudo s’interessa per aquesta idea i, fent ús de referències teòriques i visuals de procedència diversa, reflexiona sobre certes formes culturals d’apropar-nos al que és mort.
Im Anschluss entführen uns die Sängerin Joana Gomila und die Dichterin Maria Callís in die Welt der Ilias und tragen Teile aus dem Werk Oswalds vor. Metaphern, die uns mit dem Körper und dem Menschen als einem weiteren Element der Natur konfrontieren, bringen uns die Welt Homers und der Krieger nahe.
Die britische Lyrikerin Alice Oswald ist eine der führenden Stimmen der zeitgenössischen englischen Poesie. Neben anderen Preisen und Auszeichnungen erhielt sie 2002 für ihr Werk „Dart“ den T.S. Elliot Prize und mit „Falling Awake“ den Griffin Poetry Prize 2017, 2019 wurde sie als erste Frau auf den Lehrstuhl für Poesie in Oxford berufen. Ihr Werk „Memorial“ wurde mit dem Warwick Prize for Writing und dem Corneliu M. Popescu Prize for European Poetry ausgezeichnet.
Joana Gomila ist eine mallorquinische Sängerin, Komponistin und Performerin. Sie gilt als eine der treibenden Kräfte hinter der neuen balearischen Volksmusik. Sie verbindet die balearische Tradition der Erntelieder mit modernen Texten. Als Mitglied des Ensembles Hotel iocandi hat sie die Zirkus- und Musikshow Esquerdes (Preis Zirkòlica für die beste Zirkusshow in Katalonien 2015) kreiert.
Maria Callís ist eine katalanische Lyrikerin und eine der bedeutendsten Stimmen der zeitgenössischen katalanischen Poesie. Sie hat einen Abschluss in katalanischer Philologie und einen Doktortitel in Linguistik und hat bisher drei Gedichtbände veröffentlicht: Jonàs (Preis Amadeu Oller 2004), La matinada clara (2009) und La ciutat cansada (Preis Carles Riba 2016). Sie ist Koordinatorin der Kollektion „Universe“ des Verlags Verdaguer Edicions und Co-Direktorin des Poesiefestivals von Barcelona.
Alexandra Laudo ist unabhängige Kunstkuratorin. In den vergangenen Jahren hat sie die Möglichkeit erforscht, Mündlichkeit, Performativität und Narration in ihre Praxis als Kuratorin einzubringen, und zwar durch hybride Projekte wie performative Vorträge oder Vorschläge zwischen literarischem Essay, Kritik und Kuratieren.
Das Residenzprogramm vom Institut Ramon Llull zielt darauf ab, Aufenthalte zu entwickeln und zu fördern, die das Schaffen und die Forschung im katalanischen Sprachraum mit Talenten aus der ganzen Welt verbindet und den kulturellen Austausch und den Dialog auf globaler Ebene fördert.