Institut Ramon LLull

Barcelona Symphony Orchestra: Elbphilharmonie-Debüt

Musik .  02/04/2024

Am 04. April spielt das Barcelona Symphony Orchestra zum ersten Mal in der Elbphilharmonie. Mit Ludovic Morlot am Pult und der Mezzo-Sopranistin Fleur Barron lädt das Orchester ein, mit Werken von Raquel García-Tomás, Xavier Montsalvatge und Maurice Ravel von unbekannten Welten zu träumen.




Am 04. April ist es soweit – das Barcelona Symphony Orchestra bespielt zum ersten Mal die Elbphilharmonie in Hamburg. Mit Werken von Xavier Montsalvatge bringt das Orchester einen Teil katalanischer Musiktradition mit. Und auch zeitgenössische katalanische Musikschaffung wird mit Musik von Raquel García-Tomás Teil des Abends. Die Werke der katalanischen Komponist:innen treffen auf Musik Maurice Ravels. Alle Stücke sind verbunden durch ein Thema – die Sehnsucht nach dem Fernen und Unbekannten. Dirigent des Abends ist der - für seinen eleganten und intensiven Stil gepriesene - Ludovic Morlot. Ihre Stimme verleiht den Stücken die - als »Knockout-Performerin« gefeierte - Mezzo-Sopranistin Fleur Barron.

Las constelaciones que más brillan

Den Auftakt des Abends macht Las constelaciones que más brillan – »die hellsten Sternbilder«. So heißt der schillernde Titel eines Orchesterwerks von Raquel García-Tomás, die für ihr Schaffen 2020 mit dem nationalen Musikpreis der spanischen Regierung ausgezeichnet wurde. Die subtile Spannungskurve ihrer Komposition zeichnet sich durch »unmerkliche aber konsequente« Veränderungen der orchestralen Textur aus, die alle Zuhörenden einlädt, »in einen Raum ständiger Verwandlung einzutauchen«. Schließen Sie also die Augen und lassen Sie Ihre Ohren durch den Klangraum schweifen! Neben dem nächtlichen Sternenhimmel ließ sich Raquel García-Tomás von der meisterhaften Instrumentation in Maurice Ravels Ballettmusik Daphnis et Chloé inspirieren, die das Konzert beschließen wird.

Maurice Ravel und Xavier Montsalvatge

Aufs Engste verbunden mit den kolonialen Aktivitäten der europäischer Großmächte, verbreitete sich Ende des 19. Jahrhunderts eine Faszination für das Fremde und vermeintlich »Unzivilisierte«. Der Entstehende Exotismus war Ausdruck eines fundamental rassistisch geprägten Weltbildes und verleitete dennoch viele Kunstschaffende dazu, ein zentrales Motiv menschlicher Kreativität in den Mittelpunkt ihrer Werke zu stellen: das Träumen von unbekannten Welten. Auch Ravels Liederzyklus Shéhérazade, den der französische Komponist nach der sagenumwobenen Erzählerin aus Tausendundeine Nacht benannte, ist dem Unbekannten hoffnungslos verfallen. Damit schuf er zwar in keinster Weise ein akkurates Klang-Porträt dessen, was man damals pauschal als »Orient« zusammenfasste, dafür aber eine unübertroffene Studie des zutiefst menschlichen Gefühls bittersüßen Fernwehs.

In die Ferne schweifen wollte Anfang der 1940er Jahre auch der im katalanischen Girona geborene Komponist Xavier Montsalvatge, der im 20. Jahrhundert zu einer zentralen Figur im musikalischen Leben Kataloniens avancierte. Montsalvatge kam an der Costa Brava immer wieder mit Seeleuten aus der Karibik in Kontakt, denen er großzügig Wein spendierte, um sich anschließend Volksweisen aus ihrer Heimat vorsingen zu lassen.

Die Ergebnisse dieser »Forschertätigkeit« fanden 1945 in den Cinco canciones negras ihren künstlerischen Niederschlag. Ähnlich wie in Ravels Pavane verströmen die fünf Gesänge in vielen Momenten eine Aura diffuser Melancholie, die dem noch wenig bekannten Komponisten zu seinem ersten großen Erfolg verhalf. Und auch wenn Montsalvatge dank seiner Begegnungen auf authentische Quellen zurückgreifen konnte, hatte er von Kuba und der Karibik und den Solongo, einem Stammesvolk aus dem Kongo, nur eine vage Vorstellung – ähnlich wie Ravel vom »Orient«. Doch offenbar gilt: Je vager die Vorstellung eines Ortes, umso größer offenbar die Sehnsucht. Dieses Phänomen findet sich auch im letzten Stück des Abends wieder.

Zum Abschluss entführt Ravel das Publikum nämlich in das »Griechenland seiner Träume«, genauer gesagt auf die Insel Lesbos im Ägäischen Meer. Sie ist Schauplatz der rührenden Geschichte von Daphnis et Chloé, die in ihrer Kindheit voneinander getrennt werden und erst Jahrzehnte später zu ihrer alten Sandkastenliebe zurückfinden. Heute ist seine Traumvision des antiken Griechenlands wegen ihrer überwältigenden Steigerungen und der orchestralen Finessen zurecht als absoluter Höhepunkt der sinfonischen Musik berühmt.


Programm:

Raquel García-Tomás (*1984)
Las constelaciones que más brillan (2024) ca. 10 Min.

Maurice Ravel (1875–1937)
Shéhérazade / Liederzyklus für Sopran und Orchester (1903) Asie | La flûte enchantée | L’indifférent
ca. 20 Min.

Pause

Maurice Ravel

Pavane pour une infante défunte (1899) ca. 5 Min.

Xavier Montsalvatge (1912–2002)

Cinco canciones negras / für Mezzosopran und Orchester (1945)

Cuba dentro de un piano | Punto de Habanera | Chévere | Canción de cuna para dormir a un negrito | Canto negro

ca. 15 Min.

Maurice Ravel

Daphnis et Chloé / Fragments symphoniques, deuxième série (1913) Lever du jour | Pantomime | Danse générale
ca. 20 Min.

Das Programm uns die gesamten Texte finden Sie hier.

Do, 4. April 2024 | 20 Uhr

Elbphilharmonie Großer Saal

19 Uhr | Einführung mit Vincent Dahm im Großen Saal

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