Institut Ramon LLull

‘Oh dear! I shall be too late!’: Austellung von Enric Maurí und Nathalie Rey in Berlin

Kunst.  22/09/2023

Der katalanische Künstler Enric Maurí und die französische, in Barcelona lebende, Künstlerin Nathalie Rey stellen eine gemeinsame Auswahl ihrer Werke unter dem Titel ‘Oh dear! I shall be too late!’ vom 29. September bis 20. Oktober im Berliner Projektraum Vorfluter aus.




Obwohl ihre Werke auf den ersten Blick fast schon gegensätzlich erscheinen, verbindet Nathalie Rey und Enric Maurí nicht nur ihr multidisziplinärer- und multimedialer Ansatz, sondern auch ein geteiltes Interesse an Fragen unserer Zeit, wie die Untersuchung von Globalisierungsprozessen und deren Auswirkungen auf natürliche, soziale und kulturelle Ökologien.

Ihr neues gemeinsames Projekt ‘Oh dear! I shall be too late!’ taucht tief in die Feinheiten unserer modernen Welt ein und erforscht die vielschichtigen Dimensionen des Einflusses des Neoliberalismus auf Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.

Als Ideologie preist der Neoliberalismus Ideale von Freiheit, unverfälschter Konformität und Wachstum in wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereichen an. Doch unter der Oberfläche dieser Ideale liegen Ereignisse und Konsequenzen, die den fundamentalen Aspekten der menschlichen Natur diametral entgegenstehen und zu Einschränkungen führen. Selbst wenn sich Individuen durch die Vielzahl der ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten befreit fühlen, sind sie paradoxerweise in das unerbittliche Streben des Systems nach Homogenität und Standardisierung verstrickt. Aus diesem Widerspruch entsteht eine dynamische Spannung, die die zeitgenössische Gesellschaft prägt.

Die Kunst als Medium für Aktivismus nutzend, thematisieren die beiden Künstler*innen in ihrem Werk soziale Schichten, Ethik und Umweltschutz durch eine soziopolitische Ideologie.

In der Ausstellung sind einige vertraute Gegenstände zu beobachten, die von Maurí aus verschiedenen Szenen der Berliner Metropole gesammelt wurden. Losgelöst von ihren ursprünglichen Kontexten werden sie im Ausstellungsraum funktionalisiert und als Zufluchtsorte konzipiert. Viele dieser Objekte waren bereits im Besitz verschiedener Personen, sie vereinen somit Zufluchtsorte mit einer Reflektion der rasant wachsenden Hauptstadt, in der ein erheblicher Teil der Bevölkerung aus Einwanderern besteht. Wie der zeitgenössische Archäologe Ian Hodder vorschlägt, sind Objekte und Menschen miteinander verflochten. Im Laufe der Jahre haben Menschen den Nutzen von Objekten erweitert und verändert, ihnen unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen. Einige Objekte, ganz ähnlich wie Menschen, sind politisiert worden.

Neben den gesammelten Objekten zeigt die von Ayça Okay kuratierte Ausstellung ein Video, in dem Maurí Schönheitsoperationen thematisiert, sowie ein Hasenkostüm von Nathalie Rey, das so platziert ist, als suche es nach einer Person, die es trägt und lebendig macht. Ein fragmentiertes weißes Spielzeugkaninchen liegt unter den bunten Neon-Spielzeugtieren und signalisiert, an Alice im Wunderland erinnernt, wann immer es auftaucht einen Weltenwechsel oder eine Verschiebung der Erzählung ins Unterbewusstsein.

‘Oh dear! I shall be too late!’ bezieht sich auf das Gefühl der Eile und Dringlichkeit, das von der Haltung des Weißen Kaninchens in Lewis Carrolls Roman ausgeht. Das Duo kritisiert den konsumorientieren, wirtschaftlichen Materialismus und lenkt den Blick auf einige seiner Folgen - Überbevölkerung und Klimawandel, sowie Unzufriedenheit und Einsamkeit.


Nathalie Rey ist eine französische Künstlerin, die derzeit zwischen Barcelona und Berlin arbeitet. Enric Maurí ist ein multidisziplinärer Künstler aus Cardedeu (Barcelona). Beide untersuchen individuell neue multidisziplinäre Formen der Kunst, die manchmal kollidieren und zu gemeinsamen Projekten führen, die Installationen, Fotografie, Video und Performance umfassen. In ihren Werken nutzen die beiden Künstler*innen zudem auch autobiografische Referenzen, Humor und Mikro-Erzählungen.

Neben einem ähnlichen Ansatz verbindet die beiden auch ein geteiltes Interesse an Themen, wie Umweltschutz, Globalisierungsprozesse und deren Auswirkungen auf natürliche, soziale und kulturelle Ökologien. Aus der vierjährigen Zusammenarbeit stechen mehrere Projekte heraus, wie „Atlantis“, "L'artista conspirador" oder der Spielfilm „Peau de vache“.

Ayca Okay (b. 1991, Izmir) ist eine unabhängige Kuratorin, Forscherin und Expertin für Kunst und Kultur, die zwischen Istanbul und Berlin arbeitet. Sie ist Mitglied der AICA Turkey (International Association of Art Critics) und des CIMAM (International Committee for Museums and Collections of Modern Art).

Ihr Schwerpunkt liegt auf forschungsbasierten kuratorischen Projekten, die die Weitergabe von Wissen fördern und nachhaltige Unterstützungssysteme schaffen. Sie glaubt an den Wert des Zuhörens bei der Zusammenarbeit mit Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen. Okay zielt darauf ab, einzigartige Diskurse zu zeitgenössischen Themen zu produzieren und über die künstlichen Grenzen der zeitgenössischen Kunstsphäre hinauszugehen, indem Kunst als Teil bestimmter Prozesse, wie Gedanken, Ideen, Texte, Theorien und Experimente, betrachtet wird.

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