Institut Ramon LLull

Drei katalanische Stücke sind beim Theaterfestival The Future of Europe mit dabei

10/06/2018

The Future of Europe ist ein internationales Theaterfestival, das eine Dialogplattform für eine offene europäische Gesellschaft schafft. Es findet vom 6. bis zum 10. Juni im Schauspiel Stuttgart statt. Die Theaterautorin Lluïsa Cunillé mit dem Stück Islàndia, der Regisseur Quim Girón mit LEHM und der Regisseur Jordi Oriol mit EupheMythos nehmen an dem Festival des Schauschpiels Stuttgart teil.




Gemeinsam mit mehreren europäischen Theatern soll ein Forum entstehen, in dem sich KünstlerInnen aus ganz Europa mit dem Themenkomplex „Zukunft Europa“ auseinandersetzen. Dieser Austausch erscheint heute wichtiger denn je. Die Grundfesten einer offenen Gesellschaft stehen vielerorts in Frage, der Rechtspopulismus ist auf dem Vormarsch, Unabhängigkeitsbestrebungen und die Diskussion um nationale Grenzen fordern auch die Theater dazu auf, sich künstlerisch und diskursiv mit diesen aktuellen Themen auseinanderzusetzen. Im Rahmen des Festivals werden internationale Koproduktionen sowie internationale Gastspiele und Neuproduktionen gezeigt.

Islàndia gehört zu den bekanntesten Stücken der katalanischen Theaterautorin Lluïsa Cunillé. Sie nimmt die Reise eines Fünfzehnjährigen, der sich auf der Suche nach seiner Mutter von Island nach New York aufmacht, zum Anlass, das Portrait einer bankrotten westlichen Gesellschaft der letzten zehn Jahre zu zeichnen. Dabei scheut sie sich nicht, die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen, individuellen und manchmal widersprüchlichen Gründe zu lenken, aus denen heraus die Figuren so handeln wie sie handeln – tatsächlich werden diese sogar sehr feinfühlig aufgezeigt. Auf seiner Wallfahrt in die finsteren Abgründe einer heruntergekommenen Gesellschaft, begegnet der Junge mehreren Gestalten, die sich ebenfalls auf diese Reise ins Zentrum einer sozialen und wirtschaftlichen Krise begeben haben. Mit erstaunlicher Hellsichtigkeit ermöglicht uns die Autorin die Krise mit einem Gefühl der Menschlichkeit wahrzunehmen und bis an die Wurzeln unserer Identität zu gelangen. Die Regie wird von Xavier Albertí geführt.

Darüber hinaus wird LEHM von Quim Girón im Rahmen des Programmes Europe Speaks Out! aufgeführt.

Was ist der „worst case“, den Sie sich für Europas Zukunft vorstellen können? Was bringt Sie um den Schlaf, wenn Sie über eine Zukunft Europas nachdenken – und inwiefern haben sich Ihre Träume und Albträume über die vergangenen zehn Jahre verändert? Neun Solo-KünstlerInnen aus Mailand, Budapest, Moskau, Athen, Barcelona, Lyon, Istanbul, Thessaloniki und Stuttgart setzen sich in dieser internationalen Koproduktion in unterschiedlichen theatralen Formen mit diesen und anderen Fragen zur Zukunft Europas auseinander.

Quim Giróns Solo legt Europas animalische Instinkte offen. Es zeigt die unzähmbare Kraft der europäischen Ambitionen. Das Solo stellt eine Verbindung her zur animalischen Natur, die tief in unserem Inneren steckt. Sein sehr persönlicher Standpunkt zur Zukunft Europas kommt durch einen kraftvollen, brüllenden Körper zum Ausdruck: aus Hoffnung wird Zorn, aus Zorn wird Hoffnung. Die Erde gleicht einem Transportmittel, bei dem Dinge erscheinen und wieder verschwinden.

LEHM führt uns von einer ständigen Transformation des leeren Raums, in eine Welt voller seltsamer Kreaturen, in der das Menschliche und das Lehmige ein und dasselbe sind.

 „Für mich sind der Lehm und die Transformation des Körpers in der Bewegung Ausgangspunkt der Performance. Der Lehm verwandelt den Körper des Darstellers, und die gegen den Lehm gerichtete  Akrobatik verwandelt das Material. Durch die Manipulation des Lehms auf der Bühne werden wir in der Performance auf eine Reise voller einzigartiger Gebilde und Strukturen geschickt. Der Lehm bietet immer wieder Überraschungen, hinterlässt jedes Mal einen neuen Eindruck. Während der Vorstellung können wir die Veränderung des körperlichen Zustands des Darstellers verfolgen: seinen Schweiß, sein Gewicht und seinen Atem. Der Körper wird ebenso wie der Lehm deformiert; die beiden Elemente verschmelzen mehr und mehr, bis sie eins geworden sind.“ – Quim Girón

Im Rahmen des Festivals The Future of Europe gastieren Theater aus verschiedenen europäischen Ländern am Schauspiel Stuttgart. Für das Projekt 6×20‘ – A Trip Through Europe haben sechs europäische Theater eigens für das Festival sechs Kurzstücke à 20 Minuten kreiert, die uns mit unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven auf den Kontinent konfrontieren. Alle Stücke werden hier an jeweils zwei Abenden zu sehen sein. Jordi Oriol ist im Programm mit dabei mit seinem Stück EUpheMythos

Europa selbst ist ein Mythos. Seinen Namen verdankt es einer phönizischen Prinzessin (aus einem Land, das das heutige Syrien und den Libanon umfasst), die vom allmächtigen Zeus entführt wurde, nachdem der sich in einen eindrucksvollen weißen Stier verwandelt hatte. Es ist ein Paradox, dass wir gerade den Menschen, die unseren Kontinent einst tauften, heute das Asyl verweigern. Sie werden zu Nummern, zu bloßen Körpern, zu Namenlosen. Und wir lassen sie auf See sterben oder halten sie in Flüchtlingslagern „gefangen“. Das ist unser Dank dafür, dass sie uns einen Namen gaben, unsere Identität, unsere brüderliche EUphemistischeUnion?

Im Rahmen des Festivals werden internationale Koproduktionen sowie internationale Gastspiele und Neuproduktionen gezeigt.

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