Institut Ramon LLull

Catalonia in Venice 2017_La Venezia che non si vede

Venedig, 26/11/2017

Katalonien nimmt zum fünften Mal hintereinander an der Internationalen Kunstausstellung Biennale Venedig teil, diesmal mit Catalonia in Venice 2017_La Venezia che non si vede [Die Stadt Venedig, die man nicht sieht], ein Projekt von Antoni Abad, kuratiert von Mery Cuesta und Roc Parés. Zu sehen ist es vom 13. Mai bis zum 26. November dieses Jahres in den Cantieri Navali de Castello.




 Das Projekt basiert auf der Erstellung einer Klangkarte der Stadt Venedig mittels postings, die durch die speziell entwickelte App Blindwiki aufgenommen werden. An dieser sinnlichen Karte der Lagunenstadt wirken Blinde und Sehbehinderte mit, die ihre Sinne auf besondere Weise einsetzen. Indem sie Erfahrungen oder Hinweise auf Barrieren austauschen, denen sie in ihrem Alltag begegnen, werden weniger offensichtliche Formen des urbanen Lebens enthüllt und es entsteht eine für alle nützliche neue Karte des öffentlichen Raums. Abad arbeitet mit digitalen Communities. Die Smartphones spielen dabei als Kommunikationsmittel eines sozialen Netzwerks eine wesentliche Rolle. Die in erster Linie für Blinde konzipierte aber von jedermann zu nutzende App BlindWiki ermöglicht es, mittels eines Smartphones eine geolokalisierte Klangkarte Venedigs zu erstellen. Sie erlaubt es, Eindrücke von jedem möglichen Ort der Stadt als Tonaufnahme zu veröffentlichen und jederzeit abzuhören. Dieses Netzwerk der Stadtbevölkerung trägt einerseits zur Verbesserung der örtlichen öffentlichen Dienstleistungen bei, erweitert sich aber auch zu einem internationalen Netzwerk, in dem Erfahrungen, Geschichten und Gedanken über alles, was man nicht sieht, ausgetauscht werden können.

Der Beitrag Kataloniens zur Biennale Venezia 2017 versteht sich mit seiner Erforschung der kollektiven Intelligenz und seinem Anspruch auf universelle Barrierefreiheit als Vorschlag für eine Zivilgesellschaft, der alternative Formen der Nutzung physischer und digitaler öffentlicher Räume aufzeigen möchte.

Das Projekt Catalonia in Venice 2017_La Venezia che non si vede entfaltet sich in vier Schritten:

1. Entwicklung der neuen speziell für den Anlass konzipierten App BlindWiki.

2. Aufbau des Ausstellungsraums in den Cantieri Navali. Entworfen wurde er vom katalanischen Design-

Studio Avanti- Avanti Studio (spezialisiert in Design für Alle).

3. Schiffstour. Die von Blinden geleitete Rundfahrt in einer geruderten „Sampierota“, dem traditionellen venezianischen Lagunenboot startet von der direkt vor der Ausstellungshalle gelegenen Mole, um die Stadt vom Wasser aus zu erkunden (Fahrt für 4 Passagiere, Dauer ca. 20 Minuten).

4. Internationales Seminar „Cartographies of the Unseen“. Es findet am 15. und 16. Mai in der Universität für Architektur IUAV statt. Die Koordinatoren sind Mario Ciaramitaro, Wissenschaftler der IUAV, und Roc Parés, Co-Kurator des katalanischen Projekts und Wissenschaftler der Universitat Pompeu Fabra (Barcelona). Es nehmen daran Künstler, Wissenschaftler, Aktivisten, Spezialisten für Barrierefreiheit und Repräsentanten der Blindenvereine teil.

 

Die unter der Leitung von Antoni Abad von Matteo Sisti und AKX entwickelte App BlindWiki ist speziell für Blinde konzipiert und kann kostenlos auf jedem Android- oder iOS-Smartphone installiert werden. Die Tonaufnahmen wurden im Februar bei den wöchentlichen Besuchen des Künstlers zusammen mit der Expertin für Kunst und Barrierefreiheit Valeria Bottalico geolokalisiert. An dieser Kartographierung haben vor allem Blinde gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern von Bürgervereinen und Studenten der Universitäten IUAV und Ca’ Foscari Venezia teilgenommen.

 

Parallel dazu hat Abad bei einem von Daniele Zoico realisierten Dokumentarfilm Regie geführt, der dazu dient, die App BlindWiki dem Publikum vorzustellen. Mit Untertiteln auf Italienisch und Englisch und mit Audiodeskription auf Italienisch und Englisch wird der Film im Ausstellungsraum projiziert.

Zum Projekt gehört ebenfalls ein taktiler Comic in Braille mit Reliefzeichnungen von Max (Francesc Capdevila, Spanischer Nationalpreis für Comic, 2007). Blinde haben dazu ihre Geschichten unter Leitung der Co-Kuratorin Mery Cuesta beigetragen.

Das Institut Ramon Llull produziert und organisiert seit 2009 den Beitrag Kataloniens im Rahmen der Eventi Collaterali der Internationalen Kunstausstellung Biennale Venedig. Das Institut Ramon Llull ist ein öffentliches Konsortium zur Förderung der katalanischen Sprache und Kultur außerhalb Kataloniens. Es wird gebildet von der katalanischen Landesregierung (Generalitat de Catalunya), der Regierung der Balearen (Govern de les Illes Balears) und der Stadtverwaltung Barcelonas (Ajuntament de Barcelona). Das von Mery Cuesta und Roc Parés kuratierte Projekt Antoni Abads wurde unter dem Vorsitz von Xavier Antich (Universität Girona) von einer unabhängigen Jury bei einem öffentlichen Wettbewerb ausgewählt.

Zu den Sponsoren des Projekts gehören die Colección BEEP de Arte Electrónico-NewArtFoundation, die Abteilung Culture del Progetto der Universität für Architektur von Venedig IUAV, die Hochschule für Design und Ingenieurwissenschaften Barcelona ELISAVA sowie Fabulor (Hersteller von Audioguides). Das Museo per Tutti, ein Projekt des Vereins L’Abilità Onlus-Fondazione De Agostini hat das Projekt auch für geistig behinderte Menschen zugänglich gemacht. Die vollständige Liste aller Beteiligten und Förderer kann unter www.blind.wiki eingesehen werden.

 

Antoni Abad

1956 in Lleida geboren, lebt und arbeitet in Barcelona.

www.blind.wiki

Von 2004 bis 2013 widmete er sich hauptsächlich der Entwicklung von Projekten der Online-Kommunikation für www.megafone.net. Dabei ging es um die Beteiligung der von sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerungsgruppen in Brasilien, Kanada, Kolumbien, Costa Rica, Mexiko, Spanien, der Schweiz, den USA und der algerischen Sahara, die eingeladen wurden, ihre Eindrücke und Meinungen mit einem Smartphone aufzunehmen und auszutauschen.

Im Oktober 2014 begann Abad mit der Arbeit an dem Projekt BlindWiki für die Accademia di Spagna in Rom. Es handelt sich um den Protoyp eines bürgerschaftlichen Online-Netzwerks, konzipiert für Blinde und Sehbehinderte. Die Teilnehmer machen mit ihren Smartphones geolokalisierte Tonaufnahmen und beschreiben auf diese Weise ihre Eindrücke von der Stadt. Die App BlindWiki ermöglicht über das Handy den Zugang zu allen Aufnahmen und gibt ein Bild der Stadtlandschaft aus der Erfahrungsweise von Menschen ohne Sehkraft wieder. Das Projekt fördert die Kreation einer öffentlichen gemeinschaftlichen Klangkarte, an der sich auch weitere Städte beteiligen können. Verschiedene Versionen von BlindWiki wurden bereits andernorts eingesetzt: 2015 in Sidney, 2016 in Berlin und Wrocław (Breslau, Polen).

Antoni Abads Werk war auf verschiedenen Biennalen zu sehen: Biennale di Venezia, Italien, 1999; Lima, Peru, 1999; Sevilla, Spanien, 20014 und 2008 Mercosur, Porto Alegre, Brasilien, 2009; Curitiba, Brasilien, 2009. Es wurde in zahlreichen europäischen und nordamerikanischen Kunstzentren ausgestellt: Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, 1997 und 2008; Museo de Arte Moderno de Buenos Aires, 1999; ZKM, Karlsruhe, Deutschland, 1999 und 2008; New Museum of Contemporary Art, New York, 2001; Hamburger Bahnhof, Berlin, 2002; Museu d’Art Contemporani de Barcelona, 2003 und 2014; PS1, New York, 2003; Museo de Arte Contemporáneo de Castilla y León, 2005; La Casa Encendida, Madrid, 2005; Centre d’ Art Santa Mònica, Barcelona, 2006; Centro Cultural São Paulo, Brasilien, 2007; Centre d’Art Contemporain, Genf, 2008; Matadero, Madrid, 2014; Laboratorio de Arte Alameda, Mexiko-Stadt, 2014; Pinacoteca do Estado de São Paulo, Brasilien, 2015 und viele mehr.

2016 erhielt Abad den katalanischen Nationalpreis für Bildende Kunst (Premi Nacional d’Arts Visuals de Catalunya) und die Golden Nica in der Kategorie Digital Communities des Prix Ars Electronica, Linz, Österreich.

 

www.llull.cat    http://www.blind.wiki/venezia    www.facebook.com/CataloniaInVenice

Ein Projekt von Antoni Abad

Kuratiert von Mery Cuesta und Roc Parés

Organisiert und produziert vom Institut Ramon Llull

Cantieri Navali, Fondamenta Quintavalle, Castello 40, Venedig

11. Mai – 26. November 2017

Eröffnung: 11. Mai, 17:30 Uhr

Diese Website verwendet lediglich Session-Cookies zu technischen und analytischen Zwecken. Es werden ohne entsprechendes Einverständnis der Nutzer keinerlei personenbezogene Daten erhoben oder abgetreten. Es werden jedoch zu statistischen Zwecken Cookies Dritter verwendet. Für nähere Informationen, Datenverwaltung oder Widerspruch können Sie „+ Info“ anklicken.